Schon mit 40 Jahren geht es oft los: Buchstaben "verschwimmen" im normalen Leseabstand. Bücher, Etiketten, die Speisekarte oder das Nadelöhr müssen plötzlich weiter weggehalten werden - und irgendwann reichen die Arme für den nötigen Seh-Abstand nicht mehr aus. Vorbei kommt an der sogenannten "Altersweitsichtigkeit" (so gut wie) keiner. Der Grund: Die Linse des menschlichen Auges verliert mit den Jahren an Elastizität. Deshalb kann sich das Auge immer schlechter an verschiedene Entfernungen anpassen. Doch obwohl quasi jeder betroffen ist, wissen die meisten Menschen nicht genau über das "Phänomen" Bescheid. Wir haben sechs interessante und erstaunliche Fakten für Sie zusammengefasst:
1. Alterssichtigkeit ist keine Krankheit oder Fehlsichtigkeit
Die allmähliche Veränderung des Auges hat weder genetische Gründe, noch ist sie eine Krankheit oder Fehlsichtigkeit. Die sogenannte "Presbyopie" oder "Altersweitsichtigkeit" ist ein normaler und natürlicher Alterungsvorgang, der nahezu jeden Menschen betrifft und leider auch nicht aufgehalten werden kann. Sie entsteht, da die Linse verhärtet und sie sich dadurch nicht mehr auf Objekte in der Nähe fokussieren kann.
2. Der Lese-Abstand verändert sich im Laufe eines Lebens
Während ein zweijähriges Kind ein kleines Bild in nur fünf Zentimeter Entfernung scharf sehen kann, gelingt es einem Siebenjährigen Buchstaben auf sieben Zentimetern zu fokussieren. Mit zwanzig Jahren funktioniert das noch bei zehn Zentimetern. Der normale Leseabstand eines Erwachsenen liegt bei 35 Zentimetern. Mit 65 klappt die Naheinstellung dann oft nur noch auf zwei Meter.
3. Alterssichtigkeit entwickelt sich auch bei Kurz- und Weitsichtigen
Kurzsichtigkeit entsteht durch einen zu langen Augapfel oder wegen eines Fehlers bei der Brechung des Lichts. Weitsichtigkeit kommt durch einen zu kurzen Augapfel oder eine veränderte Brechung von Hornhaut oder Linse. Die Altersweitsichtigkeit macht auch vor Menschen, die von einem dieser Sehfehler betroffen sind, nicht Halt. Einziger Vorteil der Kurzsichtigen: Mit einem Sehfehler von zwei bis drei Dioptrien minus können die Betroffenen im Alter von etwa 55 bis 60 im Nahbereich ohne Brille sehen, da ihre Kurzsichtigkeit die entstehende Alterssichtigkeit vorübergehend ausgleicht.
4. Fertiglesebrillen sind besser als ihr Ruf
Viele Experten sind sich einig: Es muss nicht immer gleich eine teure Sehhilfe sein. Günstige Fertiglesebrillen sind wesentlich besser als ihr Ruf und gerade für "Einsteiger" ideal geeignet. Zu Beachten ist dabei lediglich Folgendes: Es darf keine Augenerkrankung vorliegen - diese muss unbedingt fachärztlich behandelt werden. Und beide Augen müssen ungefähr die gleicht Sehschärfe haben. Eine große Auswahl verschiedener Fertiglesebrillen finden Sie direkt im Lesebrillen-Markt-Shop >
5. Warum Goethe auch im hohen Alter keine Brille brauchte
Es gibt ein Phänomen, durch das manche Menschen auch im hohen Alter keine Brille brauchen: die sogenannte Monovision. Bei der Monovision unterscheidet sich das rechte Auge vom linken hinsichtlich der Sehfähigkeit. Das Scharfstellen der Ferne erfolgt dabei mit einem Auge, das Nahsehen mit dem anderen. Johann Wolfgang von Goethe hatte zum Beispiel von Geburt an eine Monovision. Daher spricht man auch vom "Goethe-Blick". Mittlerweile macht sich die Medizin das Phänomen bei der Behandlung von Alterssichtigkeit zu Nutze: mithilfe von Kontaktlinsen oder einer Laser-Therapie lässt sich die Monovision erreichen. Doch nicht jeder kommt mit den neuen Seheindrücken zu Recht. Das Gehirn muss ständig neu entscheiden, welches Auge für welchen Sinneseindruck dominieren soll.
6. Auch vor Tieren macht die Altersweitsichtigkeit nicht halt
Auch, wenn zugegebenermaßen noch nie Tiere mit Brille gesichtet wurden: Sie können ebenfalls von der Altersweitsichtigkeit betroffen sein. Der Alterungsprozess der Linse, durch den ihre Akkomodationsfähigkeit allmählich nachlässt, kann bei allen Säugetieren beobachten werden. Allerdings ist dies nicht für alle Tiere gleich relevant, da nicht alle auf den optischen Sinn zum Überleben angewiesen sind. Bei Tieren, die aktiv mit den Händen arbeiten, wie zum Beispiel Affen oder Eichhörnchen, ist die Akkommodation ein echter Überlebensvorteil. Bei vielen anderen Säugetieren, wie Pferd, Rind oder Schwein, ist sie dagegen ohnehin kaum ausgebildet.
(Quellen: t-online.de; Apotheken-Umschau; ndr.de; brillen-sehhilfen.de; Physiologie der Haustiere)